Die Berlinfahrt der 10. Klasse

Ein Erfahrungsbericht von Leena Homann

Seit Anfang des Schuljahres hat sich die ganze Klasse darauf gefreut, zusammen nach Berlin zu fahren, und am Montag, den 11.07 war es endlich soweit. Um 7.30 Uhr haben wir uns am Jagdschlossbrunnen des hinteren Klosterhofs getroffen und die weite Reise, die vor uns lag, ging los.

Alle hatten gute Laune und waren voller Vorfreude, sodass die sieben Stunden der Fahrt fast wie im Fluge vergingen. Als wir in die Alte Feuerwache, unser Herberge kamen, haben wir als erstes unsere Zimmer hergerichtet, um die nächsten vier Nächte darin zu verbringen. Für den ersten Abend stand ein gemeinsames Abendessen an, das von einem kleinen Küchenteam aus der Klasse sehr lecker zubereitet wurde. Nach dem Abendessen durften wir in kleinen Gruppen losziehen und auf eigene Faust Berlin unsicher machen.

Am nächsten Tag war für den Vormittag der sogenannte Bendlerblock geplant, in dem wir interessante neue Sachen gelernt haben: Wir haben Widerstandskämpfer kennengelernt und ihre Geschichte erfahren. Besonders beeindruckend war die Gruppe um Stauffenberg, die im NS-Militärstützpunkt den leider fehlgeschlagenen Anschlag gegen das NS-Regime geplant hat. Nicht weniger wichtig war auch der „Einzelgänger“ Georg Elser, der es bloß um dreizehn Minuten verpasste, das ganze NS-Regime zu sprengen.

Mittags ging es dann weiter ins Jüdische Museum, in dem wir Zeit hatten, das Museum alleine oder in Gruppen zu erkunden. Im Museum gab es auch Kunst, die man hautnah erleben konnte, zum Beispiel gab es einen Raum, in dem der Boden mit Metallgesichtern, die das Leiden der Juden symbolisieren sollten, bedeckt war. Darüber durfte man laufen, wenn man wollte. Einige haben erzählt, dass sie es nicht übers Herz bringen konnten über die leidenden Gesichter zu laufen.

Nach dem Museumbesuch hatten wir bis 22 Uhr freie Zeit, in der wir wieder machen konnten, was wir wollten. Manche haben sich eine journalistische Fotoausstellung über die Ukraine im Willy-Brandt-Haus angesehen, um sich ein Bild von der Situation und den Menschen zu machen. Einige haben sich auch dafür entschieden, in die Mall of Berlin zu gehen. Im Kommunikationsmuseum war auch eine kleine Gruppe. Um 21 Uhr war freiwilliger Treffpunkt mit Herrn Griesinger, um auf den Flakturm zu gehen und sich die Lichter von Berlin anzusehen. Herr Griesinger ist sogar extra in einen Laden gefahren, um Marshmallows und Kerzen zu kaufen, um vor Ort geröstete Marshmallows genießen zu können. Was für ein schöner Ausklang für den Tag!

Der Mittwoch stand unter dem Motto „Kalter Krieg“. Dieser Tag war erschreckend und interessant zugleich. Am Anfang haben wir uns den Checkpoint Charlie angeschaut, der ein Symbol der Stadt darstellt. Leider konnten wir den Erinnerungsort „Topographie des Terrors“ nicht besuchen, dennoch sind wir hingelaufen, um die Reste der Berliner Mauer, die dort stehen, zu betrachten und geschichtliche Hintergründe zu erfahren, die uns Herr Griesinger auf höchst interessante Art vermittelte. Um 10 Uhr hatten wir unseren ersten Termin (dieser Tag war nämlich ziemlich voll geplant): Wir sind in die sogenannte Blackbox gegangen, in der uns ein junger Student über den Startschuss für den Kalten Krieg informierte. Sowohl die ganze Klasse als auch unsere Lehrer haben die Führung sehr genossen und fanden sie sehr interessant. Einigen von uns ist noch einmal der Zusammenhang zwischen der Teilung Deutschlands und des Kalten Krieges bewusst geworden. Nachdem wir uns ausführlich bei unserem Guide bedankt haben, sind wir auch schon weiter gezogen, um die Mauergedenkstätte „Bernauer Straße“ zu besichtigen. Kurz bevor es weiterging, haben wir in der sich dort befindlichen Kapelle einige Taizé-Lieder gesungen. Das fanden wir alle sehr schön und haben es auch sehr genossen. Im Museum hatten wir sehr viel Zeit, sodass man auch etwas anderes machen konnte. Eine kleine Gruppe war an einer Wirkungsstätte Bonhoeffers, der Zionskirche Berlin-Mitte, andere waren in Secondhand-Shops. Danach sind wir nach Hohenschönhausen gefahren, um das berüchtigte Stasi-Gefängnis zu besichtigen. Dort wurden wir von einem Zeitzeugen durch die ehemalige Untersuchungshaft geführt. Die grausamen Erzählungen haben einigen von uns sehr zu schaffen gemacht, auch wenn es sehr interessant war.

Nach dem Gefängnis sind wir schnell zu unserer Theateraufführung gegangen und haben uns eine Interpretation des Romans „Schuld und Sühne“ von Dostojewski angeschaut. Es gab verschiedene Meinungen zu dem Stück: Diejenigen, die den Plot kannten, fanden es ungewöhnlich, zugleich aber auch interessant. Andere fanden es nicht so ansprechend, was auch in Ordnung ist, denn solche Erfahrungen macht man auf Klassenfahrt eben auch. Da das Stück am Abend aufgeführt wurde, ging es danach direkt zur Alten Feuerwache und zur Besprechung des nächsten Tages über.

Am Donnerstag hatten wir viel Freizeit, in der noch mal Berlin erkundet wurde. Der einzige Tagesordnungspunkt war der Deutsche Bundestag. Wir haben einen Informationsvortrag über den Bundestag gehört, der sowohl Gegenwärtiges als auch Vergangenes beschrieb. Nach dem Vortrag hatten wir ein interessantes Gespräch mit einem Vertreter des Abgeordneten Gunther Krichbaum, MdB, und danach gab es leckeres Essen im Paul-Löbe-Haus. Die Zeit darauf war zur freien Gestaltung vorgesehen. Freiwillig konnte man sich z. B. an einem Food Market treffen, auf dem es Essen aus aller Welt gab.

Am Freitag haben wir dann die Heimreise angetreten. Unterwegs haben sich nach und nach Mitschüler:innen „abgekapselt“ und sind ihren individuellen Heimweg angetreten. Nach dieser vollen Woche waren wir auch wieder froh, zu Hause zu sein.

Insgesamt war es eine sehr schöne Woche voller interessanter Erlebnisse und Entdeckungen.