50 Jahre Mädchen am Seminar – 50 Jahre Mensch sein am Seminar

Die (Wiedersehens-)Freude war groß, als am Freitag den 14.10. der Bus vorfuhr und Schüler*Innen sowie Lehrkräfte des Seminars Blaubeuren auf dem Maulbronner Klosterhof ausstiegen. Anlass für den Besuch des Seminars Maulbronn war ein denkwürdiges Jubiläum: 50 Jahre ist es her, dass der Beschluss gefasst wurde, auch Mädchen an den Evangelischen Seminaren aufzunehmen. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war lange Zeit undenkbar, da der Besuch traditionsgemäß jahrhundertelang ausschließlich Jungen vorbehalten war. Insofern markiert dieses Ereignis eine deutlich wahrnehmbare Veränderung in der Geschichte der Seminare, die mit einer seminarinternen Feier angemessen gewürdigt werden sollte.

Der gemeinsame Tag begann mit einer Führung durch das Kloster und das Seminar. Maulbronner Schüler*innen aus dem Seminarkurs der Jahrgangsstufe 1 empfingen an verschiedenen Stationen die Gäste aus Blaubeuren und gaben Informationen zu den Räumen, der Geschichte und der Kunst in Maulbronn.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Abt-Entenfußhalle ging es zum offiziellen Teil über. Die beiden Ephoren der Seminare, Gerhard Keitel und Jochen Schäffler, begrüßten alle Anwesenden, unter Ihnen die Oberkirchenrätin und Leiterin des Dezernats 2 – „Kirche und Bildung“ der Evangelischen Kirche in Württemberg, Frau Rivuzumwami. In ihrer Rede betonte die Vorsitzende der Seminarstiftung Frau Rivuzumwami die Offenheit der Seminare und der Seminarstiftung gegenüber Geschlecht und Diversität. Ihre Worte unterstrichen einmal mehr die Werte, welche an den Seminaren vertreten und gelebt werden und taten allen Zuhörenden gut. Eva Karmrodt, die Pfarrerin des Evangelischen Seminars Maulbronn, rückte in ihrem Beitrag den Menschen in den Fokus: Unabhängig vom Geschlecht haben alle an den Seminaren lebenden und arbeitenden Menschen die Möglichkeit, ein guter Mitmensch, der mehr als Geschlecht ist, zu werden.

Inmitten dieses inhaltlichen Gewitters war das gemeinsame Singen von Luthers „Verleih uns Frieden“, für alle eine schöne und bereichernde Erfahrung.

Das darauffolgende Interview der beiden Ephoren durch zwei Schülerinnen der Seminare offenbarte, dass heute eine Umkehrung der Verhältnisse vor 50 Jahren stattgefunden hat: Inzwischen besuchen mehr Mädchen als Jungen die Seminare, was einerseits für eine zunehmende Geschlechterdiversität spricht, andererseits aber auch dafür, dass das Bemühen der Seminare um männliche Seminaristen nicht vernachlässigt werden sollte.

Bevor die Feier mit Kaffee und Kuchen ihren Abschluss fand, gab es noch zwei Beiträge von Seminarist*Innen: Während die Maulbronner in Anlehnung an den Bibi und Tina-Titel „Jungs gegen Mädchen, Mädchen gegen Jungs“ einen umgeschriebenen Hip-Hop-Battle-Beitrag lieferten, führten die Blaubeurer ein selbstgedrehtes Video vor, welches zeigte, wie ein Seminar ohne Mädchen aussehen würde. Zum Glück ging sowohl der Rap als auch das Video zugunsten des gemeinsamen Zusammenlebens von Jungen und Mädchen aus.

Somit endete eine Veranstaltung, die einerseits zur Selbstvergewisserung der Seminare diente und andererseits bestätigte, dass wir auf dem richtigen Weg sind!

Die Ephoren begrüßen
Führung in der Klosterkirche