Der erste Kleinkunstabend am Semi in diesem Schuljahr


Der erste Kleinkunstabend am Semi in diesem Schuljahr

 

Zum ersten Mal wieder in diesem Schuljahr fand am Samstag, den 11.11. das bekannte Format des Kleinkunstabends statt, in dem die Semis Mitschüler:innen und Lehrer:innen ihre Talente in den Bereichen Musik, Literatur, Satire, Schauspiel oder Tanz darbieten.

Im wie gewohnt kurzweiligen, vielfältigen und unterhaltsamen Programm wurden Variationen zum Lobgesang der Maria auf der Blockflöte zum Besten gegeben, ein selbst geschriebener Text über eine versteinerte Rübe vorgetragen oder eine Percussion-Showeinlage mit Löffeln im Dirndl aufs Parkett gelegt. Vom Musikkurs von Herrn Fahnster wurde eine herzergreifende Choreographie von „all of me“ präsentiert, bei der sich die Gruppe der Frisur nach an ihren Lehrer angepasst hat.

Der Abend hat wieder einmal unter Beweis gestellt, wie kreativ, humorvoll, inspiriert und liebevoll das schulische Leben an einer allgemeinbildenden Schule mit Internat ist.



Aufführung der Theater-AG des Evangelischen Seminars Maulbronn


Aufführung der Theater-AG des Evangelischen Seminars Maulbronn

Welch ein Spektakel, welch eine Dramatik – und welch gelungene Aufführungen der Theater-AG des Evangelischen Seminars Maulbronn!

Am 16.06. und 17.06. spielte sie im Laienrefektorium des Klosters die Antigone von Sophokles. Das Stück handelt vom Mädchen Antigone, der Tochter des Ödipus. Weil ihr Bruder Polyneikes seine eigene Heimatstadt Theben mit einem großen Heer angegriffen hatte, um an die Macht zu gelangen, hat Kreon noch über den Gefallenen die Strafe verhängt, unbestattet zu bleiben. Antigone widersetzt sich dem neuen Herrscher, indem sie trotz Verbots an Polyneikes’ Leichnam die Begräbnisriten vollzieht. Kreon bleibt bei der Todesstrafe, die er jedem angedroht hat, der seinem Verbot zuwiderhandelt, obwohl es sich bei der Verhafteten um seine Nichte und die Verlobte seines Sohnes Haimon handelt. Das Ergebnis des Starrsinns von Kreon und Antigone ist nun der Tod von Antigone selbst als auch der Selbstmord von Haimon und Eurydike, der Frau Kreons.

Die Aufführung der Tragödie reiht sich in eine ganze Serie großer Projekte und Unternehmungen des Seminars wie beispielsweise die Uraufführung der „Weltharmonik“ von Karsten Gundermann sowie die Fahrt der Klassen 10-12 nach Griechenland, beides im vergangenen Mai, ein. Direkt nach den Pfingstferien zeigten die Seminarist:innen, genau wie der Leiter der Theater-AG, Tobias Utz, also wieder vollen Einsatz bei den Proben, die oft bis in den späten Abend hinein dauerten. Von Müdigkeit oder fehlender Motivation war indes nichts zu merken und Fleiß und Mühe haben sich ausgezahlt, wie die beiden Aufführungen bewiesen haben. Die Schüler:innen haben eine beeindruckende schauspielerische Leistung gezeigt und den antiken Stoff samt seiner Figuren anschaulich zum Leben erweckt. Dafür allen Teilnehmenden herzlichen Dank!



Einladung zur diesjährigen Theateraufführung unserer Theater-AG


Herzliche Einladung zu den diesjährigen Theateraufführungen unserer Theater-AG! Am 16.06. ab 19.30 Uhr und am 17.06. ab 20.00 Uhr spielen wir im Laienrefektorium im Kloster die

Antigone

von Sophokles.

Das Stück handelt vom Mädchen Antigone, der Tochter des Ödipus. Weil ihr Bruder Polyneikes seine eigene Heimatstadt Theben mit einem großen Heer angegriffen hatte, um an die Macht zu gelangen, hat Kreon noch über den Gefallenen die Strafe verhängt, unbestattet zu bleiben. Antigone widersetzt sich dem neuen Herrscher kompromisslos und radikal, indem sie an Polyneikes’ Leichnam die Begräbnisriten vollzieht, die von jeher Aufgabe der Hinterbliebenen sind. Kreon bleibt bei der Todesstrafe, die er jedem angedroht hat, der seinem Verbot zuwiderhandelt, obwohl es sich bei der Verhafteten um seine Nichte und die Verlobte seines Sohnes Haimon handelt.

Ob es sich bei der Tragödie auch aus Ihrer Sicht um „eines der allererhabensten, in jeder Rücksicht vortrefflichsten Kunstwerke aller Zeiten“ handelt, wie Hegel meinte, müssen Sie nach dem Besuch einer der beiden Aufführungen entscheiden. Dafür, dass Sie das auch wirklich können, werden die Hingabe, die Spielfreude und der Probenfleiß der Semis sorgen; davon bin ich schon heute überzeugt.

Stehplatzkarten für Erwachsene für 7 Euro und für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren für 4 Euro können per Mail an die Adresse p.rank-kreisel@seminar-maulbronn.de bestellt werden und an der Abendkasse bezahlt werden. Die Abendkasse öffnet am Freitag um 18.30 und am Samstag um 19 Uhr.

Integraler Bestandteil unserer Inszenierung ist in diesem Jahr ein stehendes Publikum. Sollten Sie unter gar keinen Umständen eine gute Stunde lang stehen können, die Aufführung aber dennoch besuchen wollen, bitte ich Sie darum, dies bei der Kartenbestellung anzugeben. Die Staffelung kleiner- und größergewachsener Personen im Publikum werden wir zu Beginn der Aufführung gemeinsam initiieren. Ich bitte Sie um Ihr Verständnis und um Ihre Unterstützung bei der Inszenierung und würde mich freuen, Sie Mitte Juni bei der Antigone begrüßen zu dürfen.

Tobias Utz


Back on stage – 🎭 Theater 2022

Back on stage – 🎭 Theater 2022

“Das hier werdet ihr mit bis ins Altersheim nehmen, die Klausur nicht.”, so lautete die Aufforderung unseres Theaterlehrers Herr Utz. Nun mussten wir unsere Prioritäten setzen, doch die Entscheidung fiel uns nicht schwer. Eine Eins können wir auch noch wann anders schreiben.

Unsere Aufmerksamkeit in den Tagen vor den Aufführungen galt einzig und allein dem Theater. Eine ganze Woche lang probten wir jeden Abend von nachmittags bis spät in den Abend an Shakespeares “Viel Lärm um Nichts”. Die Proben waren hart und lang, es machte aber umso mehr Spaß, dabei zuzuschauen, wie das Stück Tag für Tag mehr Gestalt annahm, sei es durch die wunderschönen mittelalterlichen Kostüme, sei es durch die Frisuren und das Make-Up, die die Figuren zum Leben erweckten. Auch das Oratorium, das von vielen fleißigen Helfer:innen in einen Theatersaal verwandelt wurde, sorgte für das richtige Ambiente.

Trotz den ausführlichen und sehr produktiven Proben, waren wir am Tag der Premiere ziemlich aufgeregt. Sitzt der Text? Können alle ihre Einsätze? Was, wenn etwas schief läuft? Jedoch war die Anspannung nicht nötig. Alles funktionierte reibungslos und wir waren danach unbeschreiblich glücklich und voller Vorfreude auf den nächsten Tag.

Auch die zweite Aufführung am Sonntag war ein voller Erfolg. Nun kamen aber gemischte Gefühle auf: Zum einen waren wir über die gelungenen Vorstellungen überglücklich, zum anderen nahm langsam die Enttäuschung, dass diese tolle Zeit voller Theater nun zu Ende gegangen ist, Überhand.

Jedoch können wir alle zustimmen: Dieses Erlebnis werden wir mitnehmen bis ins Altersheim!

Fotos: Conrad Schmitz


Much Ado About Nothing - Viel Lärm um nichts

Much Ado About Nothing - Viel Lärm um nichts

Um nichts? Geht es in dieser beliebten Shakespearekomödie wirklich um nichts?

Eine Menge Lärm, Getue, Aufhebens, Theater … gibt es im Stück, wie auch immer man Shakespeares „Ado“ übersetzen will, mit Sicherheit.

Meint der Dichter wie Platon, dass das, was wir an der Welt und damit auch an unseren Mitmenschen wahrnehmen, nicht die wahre Wirklichkeit, sondern eigentlich nichtig ist?

Um den äußeren Anschein und ihre Wirkung auf Andere geht es den Figuren jedenfalls permanent. – Dass sie dies im Einzelfall weit von sich weisen, ist dabei beileibe kein Widerspruch, sondern eher Beweis.

So gesehen könnte man die Komödie vielleicht als Betrachtung von Schein und Sein und ihrem Verhältnis zueinander interpretieren. Ganz gewiss aber feiert sie auf der Theaterbühne das Theaterspielen.

Herzlich willkommen zu unseren Aufführungen am 21. und 22. Mai!

Die Theater-AG des Evangelischen Seminars


Kleinkunstabend am 22. Oktober 2020

Kleinkunstabend am 22. Oktober 2020

Gestern Abend um 20.45 Uhr hieß es wieder einmal: Bühne frei für den nächsten Kleinkunstabend! Unter Einhaltung der nötigen Hygienestandards verwandelte sich unser Lichthof im Handumdrehen zu einem Ort kreativer Darbietungen, denen das zahlreich erschienene Publikum gespannt und staunend beiwohnte. Kunst quasi zum Anfassen und das in ganz unkomplizierter Atmosphäre. Sehr spontan erklärten sich Semis aller Jahrgänge und auch Lehrer und Lehrerinnen bereit, gemeinsam ein überaus attraktives Programm auf die Beine zu stellen.

So ergab sich denn ein buntes Potpourri von über 40-minütiger Dauer, das Raum bot für Ernstes und Humorvolles, aber auch Nachdenkliches und Erbauliches. Neben Klavierkabarett und diversen musikalischen Beiträgen, reihten sich Gedichte um die persönliche Identität, aber auch dichteste Prosabetrachtungen zu den Irrungen des Alltags – natürlich alles selbstgeschrieben. Ein pfiffiges bon mot wurde ergänzt durch eine didaktisch inspirierte Jongliereinlage, die amüsant die Gesetze der Physik verdeutlichte. Abschluss und sicher einer der Höhepunkte der Show bildete der 12er-Chor mit seiner Version von Elvis‘ Fallen in Love.

In jedem Fall also eine äußerst unterhaltsame und kurzweilige Angelegenheit, die definitiv Lust auf mehr macht. Wir alle freuen uns schon auf den nächsten Kleinkunstabend, der etwa Anfang Dezember stattfinden wird.


Kleinkunstabend am 22. Juni 2020

Kleinkunstabend am 22. Juni 2020

In Zeiten von Corona darf die Kunst nicht zu kurz kommen, natürlich müssen dennoch die Hygiene- und Abstandsregeln pflichtbewusst eingehalten werden. Das Format „Kleinkunstabend“ wurde deshalb ins Leben gerufen und findet in regelmäßigen Abständen am Seminar Maulbronn statt.

Endlich konnten auch unsere Neuntklässler*innen beim Kleinkunstformat dabei sein! Wir freuen uns schon sehr, wenn unsere Zehner*innen ab nächster Woche auch vor Ort sein werden.

Das Wetter war am vergangenen Dienstag, den 22. Juni 2020, einfach ideal. So konnte der Kleinkunstabend in unserem wunderschönen Ephoratsgarten bei sommerlichen Temperaturen mit Musik und vorgetragenen Texten (u. a. selbstgeschrieben und von Franz Kafka) beginnen. Gemeinsam wanderte das Seminar-Publikum zum Abschluss in die Winterkirche, um den Klängen von Trompete und Orgel zu lauschen. Auch dieses Mal gestalteten sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen musikalische und literarische Beiträge. Bravo!


Grandiose Aufführungen der Theater-AG: Aristophanes „Lysistrate“

Grandiose Aufführungen der Theater-AG: Aristophanes „Lysistrate“

„Wenn ihr uns einmal zuhört, während wir vernünftig reden und schweigt dazu, so wie wir’s immer machen, kriegen wir euch wieder hin, vielleicht.“ (Lysistrate)

Zwei grandiose Theateraufführungen stellte die Theater-AG des Seminars Maulbronn am 29. und 30. März 2019 auf die Beine! Die Inszenierung der Zwölftklässlerin Miriam Kupfer (Promotion 2015/2019, Regie) und von Tobias Utz (Leitung, Regie), der immer neue Theater-Räume im Kloster Maulbronn bespielt, bestach dieses Jahr v.a. auch durch die beeindruckende Nutzung des Lichthofs.

Das Publikum sitzt um die mittige, quadratische Vertiefung des Lichthofs, auf die vier Wandseiten verteilt und wartet gespannt bis es losgeht. Die Atmosphäre, die durch den 360-Grad-Bühnen- und Zuschauerraum entsteht, ist magisch, die ZuschauerInnen mitten drin. Es ist still. Barfuß tritt Thukydides (Nico Kurz) auf, der die ZuschauerInnen in die Zeit des Peloponnesischen Krieges, des mit aller Härte ausgetragenen Konflikts zwischen Athen und Sparta mit ihren jeweiligen Verbündeten, entführt: „Und so gehen Hunger, Tod und Entbehrungen immer weiter, immer weiter.“

Die Titelheldin Lysistrate (überzeugend und fordernd von Nelly Keller gespielt) will und kann den Krieg nicht länger dulden und entschließt sich die Machtverhältnisse mithilfe der anderen Frauen umzukehren: „Ihr Frau’n, wir müssen, wenn wir wirklich zum Frieden uns’re Männer zwingen woll’n – enthaltsam sein.“

Immer wieder durchbrechen Lacher die knisternde Spannung, was ganz im Sinne der Komödie von Aristophanes ist. Die überdimensionalen, bunten Wasserpistolen stechen im Kontrast zur schwarzen Kleidung des Frauenchores ins Auge und lassen sowohl eine belustigende als auch skurrile Stimmung entstehen. Als der stehende und selbstsichere athenische Frauenchor auf den alten und zerbrechlich gespielten athenischen Männerchor – im Zentrum des Lichthofs – zielt, werden neuen Machtverhältnisse eingeläutet.

Die Frauen, die die Fäden der Männer-Marionetten immer geschickter zurechtziehen, treiben ihrer Männer nach und nach in die Enge, um an ihr Ziel zu gelangen. Eindrucksvoll kommt dies beispielsweise in der Szene zwischen Myrrhine (Catriona Sutherland), die bewusst ihre weiblichen Reize einsetzt, und dem immer wahnsinniger werdenden Kinesias (David Schwarz), aber auch zwischen der selbstbewussten und herablassenden Chorführerin der athenischen Frauen (Chiara Rembor) und dem schwachen und ängstlichen Chorführer der athenischen Männer (Samuel Schwarz) zum Ausdruck.

Durch die Kleidung und die Farbsymbolik werden die Figuren in dieser Inszenierung ausdrucksstark kontrastiert: Die weiblichen Figuren um Lysistrate, Kalonike (Selina Lehrer) und Myrrhine in leuchtenden Farben, die von Attraktivität, Energie und Tatendrang zeugen auf der einen Seite und die männlichen Figuren, die überwiegend in fahlen Erdtönen gekleidet sind, auf der anderen. Die Gegensätzlichkeit des sonnigen Safrangelbs von Lysistrate und den Erdtönen der Männer unterstreicht besonders gekonnt die Thematik des Stücks.

Letztlich ist der Plan Lysistrates erfolgreich, Frieden kann geschlossen werden. Das Publikum wird von der Lebensfreude über den Frieden am Ende der Komödie angesteckt. Der Thrakische Musikant mit seinem Saiteninstrument (Angelos Tyllios) führt den Festzug, der sich nach und nach tanzend um die quadratische Vertiefung des Lichthofs positioniert, an.

Tobias Utz resümiert: „Mit dem Sieg des Friedens und der Lebensfreude über Macht und Krieg, dem teils derben, teils feinen Humor, und einer einzigartigen Fülle an Informationen über den Alltag der Zeit zeigt uns die Komödie eine Seite Athens, ohne die unser Bild von den Griechen weit unvollständiger wäre.“

In dieser Inszenierung stellte eine überwältigende Anzahl von SeminaristInnen ihr Talent unter Beweis – sei es als SchauspielerInnen, Souffleusen, in der Technik, beim Bühnenaufbau oder in der Maske – ganz im Sinne unseres Leitspruchs: Entdecke deine Talente!


Theaterwochenende

Letztes Wochenende probten wir, die Semis der Theater-AG, unser diesjähriges Stück „Lysistrate“ von Aristophanes. Wir eroberten unseren besonderen Spielplatz im Lichthof und kamen immer mehr ins Schauspielern. Insgesamt sind wir ein gutes Stück weiter gekommen. Die Tage voller intensiver Probezeit und einem schönen Miteinander motivieren uns weiter an dem Stück zu arbeiten.

Herzliche Einladung zu den Aufführungen!

Wann? 29. und 30. März 2019 um 19:30 Uhr.

Wo? Im Lichthof des Seminars.

Miriam Kupfer (Promo 2015/2019)

 


Theater 2018: "Die zwölf Geschworenen"

„Wir dürfen zweifeln. Unsere Freiheit beruht darauf.“ (Nr. 8)

Zwölf Menschen in einem kahlen Besprechungsraum, angedeutet nur durch einen Kubus aus Holzlatten, die Zuschauer im Maulbronner Oratorium engen die Szenerie von beiden Seiten ein. Im kalten Licht einer Neonröhre arbeiten sich die titelgebenden, mit Nummern statt Namen versehenen zwölf Geschworenen Detail um Detail voran, angetrieben zunächst nur durch die beharrlichen Fragen von Nr. 8 (Aaron Gölz), der sich den Gewissheiten der anderen entgegenstellt.

Roses Fernsehspiel „Twelve angry men“ von 1954 (von H. Budjuhn 1958 für deutsche Bühnen dramatisiert) wirkt auf den ersten Blick anachronistisch – zwölf weiße Männer verhandeln einen Mordfall, ein puerto-ricanischer Jugendlicher soll seinen Vater erstochen haben. Es gibt zwar Indizien und Zeugenaussagen, aber kein Geständnis. Die Geschworenen repräsentieren das weiße Amerika der 50er Jahre, die Charaktere sind eher holzschnittartig angelegt mit klar benannten Funktionen im Stück – der „Opportunist“ (Samuel Ceruso), der „zaghafte“ (Silas Schäfer), der „korrekte, jedoch beschränkte“ (David Schwarz), der „scheue, belastete“ (Matthis Gölz) Mann.

Doch wenn die zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler – geführt von Richter (Jean-Louis Fichtner) und Gerichtsdiener (Elia Sandor) – den Kubus betreten, sich um den langen Tisch setzen und ihr Spiel beginnen, ist von dieser Schablonenhaftigkeit nichts zu spüren. Nr. 7 (laut und proletenhaft: Lisa Rueß) will zu einem Baseballspiel und nimmt eine Verurteilung zu Unrecht in Kauf, Nr. 4 (eloquent: Nelly Keller) und Nr. 12 (Catriona Sutherland, eisig und zahlenfixiert) sind eher auf ihre Wirkung als auf eine Lösung bedacht, wohingegen Nr. 9 (Davina Döring) mit dem feinen Gespür der Älteren früh auf die Zweifel von Nr. 8 eingeht. Anfänglich zurückhaltend erkämpft sich Nr. 11 (Lilian Steinmetz) immer mehr Raum – ausgerechnet sie als Kriegsmigrantin aus dem Ostblock muss den uramerikanischen Alphatieren (Nr. 3 und Nr. 10: Samuel Schwarz und Michael Posur) den Wert eines fairen Verfahrens in Erinnerung rufen. Am Ende entlarven sich diese beiden selbst: Nr. 10 wird getrieben von seinen Ressentiments gegen Einwanderer, Nr. 3 projiziert die Enttäuschung über sein eigenes, gewalttätiges Scheitern als Vater in den Mordprozess. Die Geschworenen befinden auf „nicht schuldig“ – doch Gewissheit gibt es weiterhin keine.

Regisseur Tobias Utz (Regieassistenz: Miriam Kupfer) fordert mit der Wahl dieses Stückes seine Darstellerinnen und Darsteller heraus – die Textmenge ist groß, die teils kleinschrittigen Dialoge (konzentriert soufflierend: Hanna Bubeck) fordern durchgehende Präsenz. Hinzu kommt der freistehende, von allen Seiten einsehbare Raumkubus, der sämtliche Protagonisten permanent den Blicken der Zuschauer aussetzt; es gibt keine Rückzugsmöglichkeit, keinen Abgang, keinen unbeobachteten Moment. So verstärkt das Bühnenbild die Idee einer Versuchsanordnung, die dem Stück ohnehin innewohnt. Umso beeindruckender ist die Leistung des Ensembles, das auf engstem Raum als Ganzes agiert, sich immer wieder neu anordnet und den mühevollen, teilweise quälenden Weg des Diskurses beschreitet.

Womöglich besteht hierin auch die eigentliche Stärke von Tobias Utz‘ Theaterarbeit in Maulbronn: seine Schauspielerinnen und Schauspieler einerseits mit einem unbequemen Stück, gepaart mit unbedingtem Kunstwillen, zu konfrontieren, andererseits aber auch einen Vertrauensraum zu schaffen, der es den jungen Erwachsenen erlaubt, sich an eigene Grenzen zu spielen und diese in manchem Augenblick zu durchbrechen – exemplarisch zu beobachten in den bis zur völligen Entäußerung gehenden Ausbrüchen von Nr. 3 und Nr. 10.

Es bleiben zwei eindrückliche Theaterabende im Maulbronner Oratorium, die die Zuschauer nachdenklich zurücklassen – die vermeintlichen Anachronismen entpuppen sich als erschreckend aktuell. Warum lassen wir (wieder) wütende weiße Männer voller Wut und Ressentiments unsere Demokratien unter Druck setzen? Aber auch: Sind wir wirklich bereit, das „Zweifelndürfen“ als Freiheit zu verstehen, halten wir den mühevollen Diskurs und die fehlenden Gewissheiten aus?

Harald Philipps (Abteilungsleiter, Physik, Deutsch)